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Paläo-Diät (Steinzeit-Diät)

Walter L. Voegtlin publizierte 1975 in seinem Buch Thesen zur genetischen Anpassung an die Nahrung. In den 1980er Jahren wurde diese von Boyd Eaton aufgegriffen. Loren Cordain wurde in den 1990er Jahren zum bekanntesten Vertreter der Paläo-Diät (Synonyme: Paleo-Diät; Paleo-Ernährung).

Grundsätze und Ziele

Die Paläo-Diät, auch unter der Steinzeit-Diät bekannt, ist eine Ernährungsform, die sich an der vermuteten Ernährung in der Altsteinzeit orientiert. Laut der Vertreter der Paläo-Diät habe der Mensch seit Einführung des Ackerbaus und der Viehzucht vor ungefähr 20.000 bis 10.000 Jahren keine Möglichkeit gehabt, sich genetisch an die „neuen“ Lebensmittel wie z. B. Getreide und Milchprodukte anzupassen. Da sich das Erbgut angeblich seit der Steinzeit kaum verändert hat, sei folglich die steinzeitliche Ernährung die einzig „artgerechte Ernährung“ des Menschen. Zudem konnte sich der menschliche Körper an die steinzeitliche Ernährung deutlich länger anpassen – 100.000 Generationen waren Jäger und Sammler, 500 Generationen waren abhängig vom Ackerbau und nur zehn Generationen haben seit dem Beginn des Industriezeitalters gelebt. Die Befürworter der Paläo-Diät sind der Auffassung, dass durch diese Ernährungsform das metabolische Syndrom verhindert sowie das Risiko für Krebserkrankungen und Allergien gesenkt werden kann. Außerdem soll sich die Leistungsfähigkeit durch die Paläo-Diät steigern lassen.

Durchführung

Die Basis der Paläo-Diät bilden vor allem Fleisch, Fisch, Schalentiere, Eier, Gemüse, Obst, Nüsse, Pilze und Kräuter. Gemieden werden sollen Milch und Milchprodukte, Getreideerzeugnisse, wie z. B. Brot und Nudeln, Zucker und Alkohol. Außerdem sollte auch auf stark verarbeitete Lebensmittel, wie z. B. Fertiggerichte, verzichtet werden. Als Getränke dienen Wasser und Kräutertees.

Ernährungsphysiologische Bewertung

Vorteile

Positiv zu bewerten bei der Paläo-Diät ist die Bevorzugung von frischem Gemüse und Obst sowie das Meiden von stark verarbeiteten Lebensmitteln. Die anfängliche Gewichtsreduktion kann sich positiv auf die Motivation auswirken. Zudem trägt die gute sättigende Wirkung der proteinreichen Lebensmittel zum Erfolg der Paläo-Diät bei.

Nachteile

Bei der Paläo-Diät liegt die Kohlenhydratzufuhr deutlich unter und die Proteinzufuhr deutlich über den Empfehlungen der DGE. Außerdem ist der hohe Konsum an rotem Fleisch kritisch zu bewerten. Die aufgrund der geringen Kohlenhydratzufuhr resultierende ketogene Stoffwechsellage (u. a. vermehrte Ausscheidung von Ketonen über den Urin) belastet die Nieren und begünstigt die Entstehung von Gicht (Hyperurikämie). Zudem kann eine längerfristige kohlenhydratarme Ernährung zu einer Erhöhung der LDL- und Homocysteinspiegel führen.

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

Für Menschen mit eingeschränkter Nierenfunktion ist die Paläo-Diät aufgrund des hohen Proteinanteils nicht geeignet.

Fazit

Eine genaue Rekonstruktion der Ernährung der Steinzeitmenschen basierend auf archäometrischen Daten ist bisher nicht möglich. Es sind höchstens evolutive Trends zu erkennen. Zudem gab es weder einen typischen Steinzeitmenschen, noch eine einheitliche steinzeitliche Ernährungsweise. Darüber hinaus benötigt der moderne Mensch aufgrund der veränderten Lebensweise deutlich weniger Energie als der steinzeitliche Jäger und Sammler. Außerdem betrug die durchschnittliche Lebenserwartung des Steinzeitmenschen nur 25 Jahre. Da es bisher keine wissenschaftlichen Langzeitstudien zur Paläo-Diät gibt, kann ein langfristiger Nutzen nicht bestätigt werden.

Weitere Hinweise

  • Prospektive randomisierte Studien rechtfertigen nicht den Einsatz einer ketogenen Diät bei urologischen Tumorerkrankungen [4].  Zum gleichen Schluss kam schon die Arbeitsgemeinschaft Prävention und Integrative Onkologie (PRiO) der Deutschen Krebsgesellschaft [3].
  • Forscher der Edith Cowan University in Perth vermuten, dass der hohe Fleisch­konsum sich über die Darmflora negativ auf die Gesundheit auswirken könnte. Das im roten Fleisch vorhandene Cholin und Carnitin wird im Darm von Bakterien zu Trimethylamin verstoffwechselt, das nach der Resorption in der Leber in Trimethylaminoxid (TMAO) umgewandelt wird. Epidemiologische Studien zeigen, dass Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen häufiger erhöhte TMAO-Konzentrationen im Blut haben. Personen, die sich strikt an die Paläo-Diät hielten, hatten mehr TMAO im Blut. Die mittlere Serumkonzentration betrug 9,53 µMol; sie war mehr als doppelt so hoch wie in einer Kontrollgruppe [5]. 
    Weitere Studien müssen nun zeigen, ob Anhänger der Paläo-Diät häufiger eine Atherosklerose entwickeln bzw. häufiger kardiovaskuläre Erkrankungen haben werden.

Literatur

  1. Leitzmann C, Müller C, Michel P, Brehme U, Triebel T, Hahn A, Laube H: Ernährung in Prävention und Therapie – Ein Lehrbuch. 3. Vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Hippokrates Verlag, Stuttgart, 2009
  2. Ströhle A, Hahn A: Evolutionäre Ernährungswissenschaft und „steinzeitliche“ Ernährungsempfehlungen – Stein der alimentären Weisheit oder Stein des Anstoßes? Ernährungs-Umschau 2006, 53 (1): 10-16.
  3. Stellungnahme zur ketogenen und kohlenhydratarmen Diät: Stellungnahme der Arbeitsgemeinschaft Prävention und Integrative Onkologie (PRIO) der Deutschen Krebsgesellschaft, 2014
  4. Maisch P et al.: Wirksamkeit der ketogenen Diät bei urologischen Tumorerkrankungen. Urologe 2018;57: 307. https://doi.org/10.1007/s00120-017-0563-5
  5. Genoni A et al.: Long-term Paleolithic diet is associated with lower resistant starch intake, different gut microbiota composition and increased serum TMAO concentrations. Eur J Nutr (2019). https://doi.org/10.1007/s00394-019-02036-y