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Mikronährstoffe und weitere Stoffe

Zu den Mikronährstoffen gehören Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Sie dienen der Aufrechterhaltung lebenswichtiger Stoffwechselfunktionen. Da der Körper sie nicht bzw. nicht in ausreichender Menge bilden kann, müssen sie regelmäßig über die Ernährung aufgenommen werden. Mikronährstoffe sind essentiell (lebensnotwendig).

Zu den „weiteren Stoffen“ zählen Vitaminoide, essentielle Fett- und Aminosäuren, Ballaststoffe, probiotische Kulturen sowie sekundäre Pflanzenstoffe und Enzyme. Auch die weiteren Stoffe haben ernährungsspezifische oder physiologische Wirkungen.

In der Schwangerschaft sollten Sie auf eine ausreichende Zufuhr folgender Mikronährstoffe achten:

  • Folsäure – Achten Sie schon vor der Schwangerschaft auf eine ausreichende Zufuhr; Folsäure hilft beim Aufbau und bei der Bildung des embryonalen Nervensystems; sie beugt sogenannten Neuralrohrdefekten vor, wie dem „offenen Rücken“. Die empfohlene Tagesdosis liegt bei 400 µg [8, 9].
    [Versorgungszustand].
  • Jod – Nach den Kriterien der WHO herrscht in Deutschland ein milder Jodmangel. Besonders gefährdet sind starke Raucher/innen, Schwangere und Stillende sowie Säuglinge und Kleinkinder [Versorgungszustand].
  • Eisen – Die mütterliche Blutmenge erhöht sich in der Schwangerschaft und gleichzeitig benötigt auch die kindliche Blutbildung Eisen [Versorgungszustand].
  • Vitamin D – In Deutschland liegt in allen Altersgruppen ein Vitamin D Mangel vor. Der Anteil an Frauen, die die empfohlene Zufuhr von Vitamin D nicht erreichen, ist besonders bei jungen Frauen sehr hoch (> 96 %) [Versorgungszustand].

Folsäure sollte schon drei Monate vor Schwangerschaftsbeginn zusätzlich zur normalen Ernährung eingenommen werden! Dieses reduziert das Risiko für Fehlbildungen wie Spina bifida, Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten und Gehirnfehlbildungen [1]. Zudem erhöht eine ausreichende Folsäureversorgung die Fertilität (Fruchtbarkeit) von Frauen und auch von Männern.
Die Supplementierung sollte mindestens 4 Wochen vor der Konzeption (Empfängnis) und während des ersten Trimenons (Schwangerschaftsdrittel) erfolgen.

Im fertilen Alter liegt die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfohlene Jodzufuhr bei 200 µg/Tag. Dieser Bedarf wird von vielen Frauen in Deutschland nicht ausreichend gedeckt [2]. Während der Schwangerschaft und Stillzeit ist der Bedarf an Jod erhöht. In diesen Phasen kann sich bereits ein milder Jodmangel ungünstig auf die Gehirnentwicklung des Kindes auswirken [3]. Besonders im ersten Trimenon ist die Jodversorgung für die kognitive Entwicklung entscheidend [4, 5].

Daher wird allen Schwangeren und Stillenden eine zusätzliche Aufnahme von täglich 100 µg bis 150 µg Jod empfohlen [1]. Dies betrifft auch Frauen mit Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse wie Hashimoto-Thyreoiditis oder Morbus Basedow in Remission.

In der Schwangerschaft und Stillzeit steigt nach den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) der Eisenbedarf. Die Schwangere benötigt täglich 30 mg Eisen und die Stillende 20 mg (an Stelle von 15 mg pro Tag für nicht schwangere bzw. nicht stillende Frauen) [6].

Eisenmangel kann zu einem höheren Risiko für Frühgeburten, zu geringem Geburtsgewicht und zu fetalen Entwicklungsverzögerungen führen [7].

Bevorzugen Sie mageres Fleisch (besonders Rindfleisch), grünes Gemüse wie Broccoli sowie Erdbeeren und Getreideprodukte (Müsli und Brot).

Hinweis!
Eisen wird vom Körper besser aufgenommen, wenn Sie es mit einem Vitamin-C-haltigen Lebensmittel – wie beispielsweise Orangensaft – aufnehmen; Tee und Kaffee dagegen hemmen die Aufnahme von Eisen.

Der Vitamin D-Bedarf steigt während der Schwangerschaft nicht, jedoch liegt durchschnittlich bei allen Deutschen ein Vitamin D Mangel vor, so auch bei Frauen im gebärfähigen Alter.

Laut dem Österreichischen Ernährungsbericht von 2017 liegt die mittlere Zufuhr an Vitamin D bei Frauen von 19-51 Jahren bei 2,3 µg. Die Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung liegt jedoch bei 20 µg [6, 11].

Ein geringer Vitamin D Status der Mutter wird mit einem erhöhten Risiko für ungünstige Schwangerschaftsverläufe assoziiert [10].

Diejenigen Frauen im Alter von 19-35 Jahren, die Supplemente einnehmen, decken damit ihren gesamten Tagesbedarf an Vitamin D [6]. Eine Supplementation mit Vitamin D kann daher – nicht nur während der Schwangerschaft – von Vorteil sein.

Für die nachfolgenden Mikronährstoffe und weiteren Stoffe besteht nach den Empfehlungen der DGE ebenfalls ein Mehrbedarf in der Schwangerschaft:

Eine zusätzliche Magnesiumzufuhr hat sich besonders bei einer Bereitschaft zu vorzeitigen Wehen, nächtlichen Wadenkrämpfen und Verstopfung bewährt.

Zu allen oben genannten Stoffen für die Schwangere liegt eine nicht ausreichende Zufuhr, gemäß den Ergebnissen der Nationalen Verzehrsstudie II (NVS), vor – siehe dazu unter Versorgungszustand.

Laut Nationaler Verzehrsstudie II aus Deutschland und dem Österreichischen Ernährungsbericht kann vor der Schwangerschaft eine Unterversorgung von Vitamin E und Calcium bestehen. Etwa 49 % bzw. 55 % der Frauen erreichen die empfohlene tägliche Zufuhr von Vitamin E bzw. Calcium nicht.

Die Vitamin B12 Versorgung könnte ein Problem bei den Frauen sein, die sich vegetarisch oder vegan ernähren. Deutsche Frauen nehmen den größten Teil an Vitamin B12 über tierische Lebensmittel auf [12, 13].

*Zur Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren existieren von der europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde folgende gesundheitsbezogene Angaben:

  • Die mütterliche Einnahme von Docosahexaensäure (DHA) während der Schwangerschaft trägt zur normalen Entwicklung des Gehirns des Fetus bei
  • Die mütterliche Einnahme von Docosahexaensäure (DHA) während der Schwangerschaft trägt zur normalen Entwicklung der Augen des Fetus bei

Für die normale Entwicklung von Gehirn und Augen des Fetus wird der schwangeren Frau eine Aufnahme von 200 mg DHA pro Tag zusätzlich zur empfohlenen DHA- und EPA-Aufnahme von 250 mg empfohlen.

  • Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt der Schwangeren zur normalen Gehirnreifung des Ungeborenen eine tägliche Zufuhr von mind. 200 mg Docosahexaensäure (DHA).
  • DHA trägt darüber hinaus zur normalen Entwicklung des Sehvermögens von Kleinkindern bei.

Empfehlungen für eine Ernährung reich an Mikronährstoffen und weiteren Stoffen:

  • Eine abwechslungsreiche Ernährung aus frischen, pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln ist dabei von zentraler Bedeutung.
  • Obst und Gemüse sind wichtige Nährstofflieferanten für die Entwicklung des Ungeborenen und einen optimalen Schwangerschaftsverlauf. Sie enthalten viele Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente sowie zahlreiche sekundäre Pflanzenstoffe und Antioxidantien.
    • Für Obst und Gemüse gilt: Verzehren Sie täglich insgesamt 5 Portionen (≥ 400 g)! Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt hierbei 3 Portionen Gemüse und 2 Portionen Obst.
  • Für eine gute Versorgung mit den gesundheitsfördernden Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) sollte einmal wöchentlich fettreicher Meeresfisch (Aal, Lachs, Hering, Makrele, Sardelle, Sardine) verzehrt werden.
    Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät zudem eine weitere Mahlzeit fettärmeren Meeresfisch pro Woche zu essen. Kein anderes Lebensmittel enthält von Natur aus so viel Jod.

Entsprechende Lebensmittellisten finden Sie hier.

Literatur

  1. Bundesinstitut für Risikobewertung: Jod, Folat/Folsäure und Schwangerschaft. BfR-Wissenschaft 2014, Berlin
  2. Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Jodversorgung in Deutschland: Ergebnisse des aktuellen Jodmonitoring. www.bmel.de/DE/Ernaehrung/GesundeErnaehrung/_Texte/DEGS_JodStudie.html
  3. Remer T, Johner SA, Gärtner R, Thamm M, Kriener E: Jodmangel im Säuglingsalter – ein Risiko für die kognitive Entwicklung. Dtsch. Med. Wochenschr 2010; 135: 1551-6
  4. Bath SC, Steer CD, Golding J, et al.: Effect of inadequate iodine status in UK pregnant women on cognitive outcomes in their children: results from the Avon Longitudinal Study of Parents and Children (ALSPAC). Lancet. 2013; 382: 331-7
  5. Hynes KL, Otahal P, Hay I, et al.: Mild iodine deficiency during pregnancy is associated with reduced educational outcomes in the offspring: 9-year follow-up of the gestational iodine cohort. J Clin Endocrinol Metab 2013; 98: 1954-62
  6. Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr, 1. Ausgabe 2015
  7. Hahn A, Ströhle A, Wolters M: Ernährung – Physiologische Grundlagen, Prävention, Therapie. Kapitel 19.2, Seite 612, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 3.Auflage, Stuttgart 2016
  8. De-Regil LM et al.: Cochrane Database Syst Rev. 2015 Dec 14; (12): CD007950
  9. Einheitliche Handlungsempfehlungen für die Schwangerschaft aktualisiert und erweitert. DGEinfo (12/2018), 183-189.
  10. Wei SQ. Vitamin D and pregnancy outcomes. Curr Opin Obstet Gynecol. 2014; 26 (6): 438-447. doi:10.1097/GCO.0000000000000117
  11. Department für Ernährungswissenschaften der Universität Wien. Österreichischer Ernährungsbericht. 2017
  12. Max-Rubner-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel. Nationale Verzehrsstudie II – Ergebnisbericht, Teil 2. 2008
  13. Universität Wien, Ministerium Frauengesundheit. Österreichischer Ernährungsbericht 2017