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Mistel – Wirkungen

Von Seiten der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA1) liegt derzeit für Mistel noch keine zugelassene gesundheitsbezogene Aussage vor.

Wirkungen von Mistel

Im Folgenden sind die auf Grundlage einschlägiger Fachliteratur als gesichert angesehenen Wirkungen von Mistel für den Menschen aufgeführt.

Der wichtigste Wirkstoff sind zuckerhaltige Proteine (Eiweiß), die sogenannten Mistellektine. Für besonders wirksam wird das Mistel-Lektin 1 (ML-1) gehalten. Das ML-1 hat einen immunmodulatorischen Effekt und regt somit die körpereigenen Abwehrkräfte an. Durch die stimulierende Wirkung des Mistelextraktes kommt es zur Ausschüttung von Zytokinen, Interferonen und dem Tumornekrosefaktor (Mediatoren der immunologischen Reaktion). Außerdem kommt es zu einer vermehrten Ausreifung von Lymphozyten (Abwehrzellen). Weiterhin erhöht sich die Sekretion von Endorphinen (endogene Morphine – körpereigene Stoffe, die als Neuropeptide die Schmerzempfindung und die Entstehung von Euphorie steuern).

Neben den Lektinen sind Viscotoxine der zweitwichtigste misteltypische Inhaltsstoff. Es handelt sich dabei um proteinhaltige Verbindungen, die in ihrer chemischen Struktur Schlangengiften ähneln. Die Viscotoxine wirken zytotoxisch ("als Zellgift wirkend")/zytolytisch ("Zellen auflösend"). Des Weiteren stimulieren sie die Aktivität der T-Lymphozyten (Abwehrzellen des Immunsystems und Teil der adaptiven (erworbenen) Immunreaktion; T steht für Thymus) und Granulozyten (häufigste Zellart in die Gruppe der Leukozyten/weiße Blutkörperchen).

Die Hauptwirkungsweisen der Mistelpräparate sind:

  • Apoptose – Der programmierte Zelltod. Die Apoptose bezeichnet den Untergang von Zellen (Zelltod), der durch genetische Informationen in der Zelle selbst ausgelöst wird. Die in der Mistel enthaltenen Lektine beeinflussen die Aminosäuresynthese (Eiweißstoffwechsel) und verursachen so das Einsetzen der Zell-Apoptose, sowohl bei gesunden Zellen als auch bei Tumorzellen (Krebszellen). Da Tumorzellen sich stärker vermehren und somit in großer Zahl vorliegen, kann die Apoptose zur Verringerung der Tumorzellen beitragen.
  • Immunmodulation – Stoffe wie Lektine, Viscotoxine und Polysaccharide, haben einen positiven Einfluss auf die Immunantwort des Körpers. Infolge einer Mistel-Injektion werden vermehrt Abwehrstoffe wie Zytokine sowie Abwehrzellen (T-Helfer-Zellen, zytotoxischer T-Zellen (Killerzellen), und B-Lymphozyten bzw. Plasmazellen) und Fresszellen (Makrophagen) gebildet, was zu einer Stärkung der körpereigenen Immunabwehr führt.
  • DNA-stabilisierende Wirkung – Bei einer Chemotherapie kommt es oft zu Schäden, die durch eine Mistelbehandlung mitunter verhindert werden können. Die Therapie hat einen schützenden Effekt auf die DNA.

Weitere Wirkungen der Mistelpräparate sind:

  • direkte Schädigung der Tumorzellen bei hohen Dosen
  • günstige Auswirkungen auf das Überleben [2]
  • hemmende Wirkung auf die Metastasierung
  • Linderung von Schmerzen, Ängsten und Depressionen – durch die Wirkung der Endorphine
  • Schutz vor den Nebenwirkungen aggressiver Chemo- oder Strahlentherapien
  • Verbesserung der Lebensqualität (Fatigue, emotionales Wohlbefinden und der Konzentration) [1]
  • Verminderung von Nausea (Übelkeit) und Erbrechen [1]
  • Verringerung der Anzahl von klinisch auffälligen Infektionen
  • Verringerung des Risikos einer Mukositis (Mundschleimhautentzündung)

Literatur

  1. Kienle GS, Kiene H: Review article: Influence of Viscum album L (European mistletoe) extracts on quality of life in cancer patients: a systematic review of controlled clinical studies. Integr Cancer Ther 2010 Jun;9(2):142-57. doi: 10.1177/1534735410369673. Epub 2010 May 18.
  2. Kienle GS, Glockmann A, Schink M et al.: Viscum album L. extracts in breast and gynaecological cancers: a systematic review of clinical and preclinical research. J Exp Clin Cancer Res 2009 Jun 11;28:79. doi: 10.1186/1756-9966-28-79.
  3. Frohne D: Heilpflanzenlexikon. Ein Leitfaden auf wissenschaftlicher Grundlage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart. 9. Auflage, 2021
  4. Pahlow M: Das große Buch der Heilpflanzen. Nikol-Verlag. August 2013
  5. Chevallier A: Das große Lexikon der Heilpflanzen. Dorling Kindersley Verlag GmbH. März 2017

1Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA):

  • Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ist im Bereich der Lebensmittel- und Futtermittelsicherheit der Grundpfeiler der Risikobewertung der Europäischen Union (EU).
  • Zu ihren Aufgaben zählt u.a. die Bewertung gesundheitsbezogener Angaben (sog. Health claims) für Lebensmittel.
  • Gesundheitsbezogene Angaben werden von der EFSA überprüft und stützen sich auf allgemein anerkannte wissenschaftliche Nachweise.
  • Weitere Funktionen und Wirkungen für den Menschen sind möglich, ohne dass sie hier Erwähnung finden. Die Liste wird regelmäßig aktualisiert.
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