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Cannabis – Nebenwirkungen

Die Nebenwirkungen beziehen sich wohl ausschließlich auf Tetrahydrocannabinol THC).

  • Augen:
    • Häufig: Verschwommensehen
  • Atemwege:
    • Gelegentlich: Hustenreiz, Rachenkatarrh (Erkrankung des Rachen)
  • Endokrinium (Gesamtheit aller endokrin aktiven Organsysteme des Körpers):
    • Ketoazidose (Stoffwechselentgleisung) bei Diabetes mellitus Typ 1 (20,9 % versus 8,1 % der Typ-1-Diabetiker, die keinen Cannabiskonsum angaben) [1]
  • Herzkreislaufsystem:
    • Gelegentlich:
      • Hypertonie (Bluthochdruck), Palpitationen (Herzstolpern), Tachykardie (zu schneller Herzschlag: > 100 Schläge pro Minute); Myokardinfarkt (Herzinfarkt): 4,8-fach höheres Risiko innerhalb einer Stunde nach dem Marihuana-Gebrauch [2]
    • Beachte: In einer Studie war die Gesamtmortalität bei Teilnehmern mit Hypertonie, die Marihuana konsumierten, signifikant um den Faktor 1,29 (95 %-Konfidenzintervall: 1,03-1,61) erhöht; dabei wird davon ausgegangen, dass es sich überwiegend um zerebrale Insulte sowie um Komplikationen hypertensiver Krisen (Bluthochdruckkrisen) gehandelt hat [3].
  • Magen-Darm-Trakt:
    • Gelegentlich: Abdominalschmerzen/Bauchschmerzen (oben), Mundschleimhautverfärbung, Stomatitis (Mundschleimhautentzündung)
    • Häufig: Diarrhoe (Durchfall), Erbrechen, Glossodynie (Zungenbrennen), Konstipation (Verstopfung), Mundtrockenheit, Mundschleimhautaphthen, Nausea (Übelkeit), Schmerzen und Unbehagen in der Mundhöhle
  • Nervensystem/Psyche:
    • Gelegentlich: Synkope (kurzzeitige Bewusstlosigkeit)
    • Häufig: Amnesie (Erinnerungslücken), Aufmerksamkeitsstörungen, Depression, Desorientierung, Dissoziation, Dysarthrie (Sprechstörung), Dysgeusie (Geschmacksstörung), euphorische Stimmung, Gedächtnisstörung, Lethargie, Schläfrigkeit
    • Sehr häufig: Müdigkeit, Schwindelanfälle
  • Ohren:
    • Häufig: Schwindelanfälle
  • Varia:
    • Häufig: Anorexie (Appetitlosigkeit), Appetitsteigerung

Weitere Hinweise

  • Täglicher und hochdosierter Cannabiskonsum könnte für 30 bis 50 % aller Psychosen bei jungen Menschen verantwortlich sein: Der tägliche Cannabiskonsum könnte das Risiko einer ersten Episode einer Psychose (First-Episode Psychosis; FEP) mehr als verdreifachen [4].
  • Eine weitere Studie zeigt, dass das Hirnvolumen, genauer gesagt das Volumen des präfrontalen Kortex (PFC), bei jugendlichen Kiffern dosisabhängig abnimmt [9].
    Der präfrontale Kortex befindet sich an der Stirnseite des Gehirns. Er empfängt sensorische Signale und steuert das eigene Verhalten. Dort sitzt zudem das Arbeitsgedächtnis. Bei Schädigungen in dieser Region kann es zu Problemen mit dem Kurzzeitgedächtnis, der Langzeitplanung sowie Persönlichkeitsveränderungen kommen.
  • Wenn Stillende Cannabis rauchen, dann gelangt der psychoaktive Wirkstoff THC auch in die Muttermilch. Delta-9-Tetrahydro­cannabinol (THC) ist fettlöslich, weshalb es nach dem Cannabiskonsum über längere Zeit im Fettgewebe nachweisbar ist. THC wird auch von den Milchdrüsen aufgenommen.
  • Nach den Berechnungen der Autoren würde ein gestilltes Kind etwa 8 μg pro Kilogramm Körpergewicht und Tag aufnehmen, wenn eine Frau einen kontrollierten Konsum von 0,1 Gramm Cannabis mit einem Gehalt von 23 % THC aufnehmen würde. Die relative kindliche Tagesdosis (RID) beträgt 2,5 % (Schwankungsbreite: 0,4- 8,7 %). Der Säugling nimmt pro Kilogramm Körpergewicht 2,5 % der Dosis auf, die die Mutter pro Kilogramm Körpergewicht konsumiert. Diese Exposition könnte möglicherweise zu einer Schädigung der Entwicklung des Gehirns führen [5].
  • Die am häufigsten berichteten Auswirkungen eines regelmäßigen Cannabiskonsums bei Jugendlichen sind verbale Gedächtnisstörung. In einer Studie konnte nachgewiesen werden, dass sich nach einer Woche Cannabisabstinenz das verbale Gedächtnis wieder verbesserte [5].
  • Cannabiskonsum des Kindes/Jugendlichen vor dem 18. Lebensjahr erhöht das Risiko auf spätere Depressionen und Suizide [6].
  • Bei Cannabiskonsum steigt der Bedarf an Narkosemittel zum Teil um das Dreifache, wenn Menschen täglich oder wöchentlich Marihuana oder andere Hanfprodukte zu sich nehmen. Konsumenten von Hanfdrogen benötigten demnach im Mittel 14 % mehr Fentanyl, knapp 20 % mehr Midazolam und gut 220 % mehr Propofol (44,81 statt 13,83 mg) [7].
  • Wirkstoff zum Cannabis-Entzug: Die Blockade der Fettsäureamid-Hydrolase (FAAH) mittels eines Hydrolasehemmer reduziert Symptome beim Cannabis-Entzug und senkt bei Abstinenzwilligen den Konsum um fast 70 % [8].
  • Wird Cannabis aus medizinischen Gründen verordnet, kann auch das auf Dauer abhängig machen. So beobachtete eine Studie eine milde Abhängigkeit bei Patienten mit Depressionen und Angststörungen. Da die Cannabis-Behandlung die Depressionen kaum linderte und die Angstzustände nicht verbesserte, muss die Verordnung von Cannabis vor dem Hintergrund der Entwicklung einer Abhängigkeit gut abgewogen werden [10].

Literatur

  1. Akturk HK et al.: Association Between Cannabis Use and Risk for Diabetic Ketoacidosis in Adults With Type 1 Diabetes JAMA Intern Med. Published online November 5, 2018. doi:10.1001/jamainternmed.2018.5142
  2. Mittleman MA et al.: Triggering Myocardial Infarction by Marijuana. Circulation. 2001;103:2805-2809 doi: https://doi.org/10.1161/01.CIR.103.23.2805
  3. Yankey BA, Rothenberg R, Strasser S et al.: Effect of marijuana use on cardiovascular and cerebrovascular mortality: a study using the National Health and Nutrition Examination Survey linked mortality file. Eur J Prev Cardiol. 2017 Nov;24(17):1833-1840. doi: 10.1177/2047487317723212. Epub 2017 Aug 8
  4. Forti MD et al.: The contribution of cannabis use to variation in the incidence of psychotic disorder across Europe (EU-GEI): a multicentre case-control study Lancet Psychiatry Published:March 19, 2019 doi:https://doi.org/10.1016/S2215-0366(19)30048-3
  5. Baker T et al.: Transfer of Inhaled Cannabis Into Human Breast Milk. Obstet Gynecol 2018 Apr 6. doi: 10.1097/AOG.0000000000002575.
  6. Gobbi G et al.: Association of Cannabis Use in Adolescence and Risk of Depression, Anxiety, and Suicidality in Young Adulthood A Systematic Review and Meta-analysis JAMA Psychiatry. Published online February 13, 2019. doi:10.1001/jamapsychiatry.2018.4500
  7. Twardowski MA et al.: Effects of Cannabis Use on Sedation Requirements for Endoscopic Procedures. Journal of the American Osteopathic Association Published Online First on April 15, 2019. doi:10.7556/jaoa.2019.052
  8. D'Souza DC et al.: Efficacy and safety of a fatty acid amide hydrolase inhibitor (PF-04457845) in the treatment of cannabis withdrawal and dependence in men: a double-blind, placebo-controlled, parallel group, phase 2a single-site randomised controlled trial Lancet Psychiatry Published:December 06, 2018 doi:https://doi.org/10.1016/S2215-0366(18)30427-9
  9. Albaugh MD et al.: Association of Cannabis Use During Adolescence With Neurodevelopment.JAMA Psychiatry 2021 Jun 16. doi: 10.1001/jamapsychiatry.2021.1258.
  10. Gilman JM, Schuster RM, Potter KW et al.: Effect of Medical Marijuana Card Ownership on Pain, Insomnia, and Affective Disorder Symptoms in Adults: A Randomized Clinical Trial. JAMA Netw Open. 2022 Mar 1;5(3):e222106. doi: 10.1001/jamanetworkopen.2022.2106.
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