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Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat letztmalig im Jahr 2023 Vitamine und Mineralstoffe hinsichtlich ihrer Sicherheit bewertet.
Sofern ausreichend Daten vorlagen setzte die EFSA für jeden Mikronährstoff (Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente) eine sichere tägliche Höchstmenge (Tolerable Upper Intake Level) fest. Diese Höchstmenge ruft bei täglicher, lebenslanger Zufuhr aus allen Quellen keinerlei Nebenwirkungen hervor.
Die sichere tägliche Höchstmenge für Fluorid liegt bei 7 Milligramm [4]. Die sichere tägliche Höchstmenge für Fluorid entspricht dem Doppelten der empfohlenen Tagesdosis der EU (Nutrient Reference Value, NRV) |
Die oben angegebene sichere tägliche Höchstmenge gilt für Jugendliche ab 15 Jahren und Erwachsene. Dieser Wert ist ebenso für Schwangere und Stillende gültig und gilt für Fluorid aus allen Quellen (Trinkwasser, Getränke, Lebensmittel inkl. fluoridiertem Salz, Zahnpflegemittel sowie Supplemente) [4].
Für Kinder gelten aufgrund des geringeren Körpergewichtes andere Höchstmengen. Die sichere tägliche Höchstmenge wurde für 1- bis 3-Jährige auf 1,5 Milligramm, für 4- bis 8-Jährige auf 2,5 Milligramm und für 9- bis 14-Jährige auf 5 Milligramm Fluorid pro Tag festgesetzt [2].
Schätzungen zur Fluorid-Aufnahme in der Bundesrepublik Deutschland lassen erkennen, dass die sichere tägliche Höchstmenge für Fluorid in der Regel nicht erreicht wird. Besondere Ernährungsgewohnheiten, wie Trinken von großen Mengen schwarzem Tee, fluorid-haltigen Mineralwässern (> 1 Milligramm/Liter) und eine nicht sachgerechte Anwendung von fluorid-haltigen Zahnpflegemitteln, können allerdings zu einer Fluorid-Zufuhr führen, die mit unerwünschten Wirkungen verbunden sein können [1]. Zahlen liegen dazu allerdings nicht vor.
Die niedrigste Dosis von Fluorid, bei der gerade noch negative Auswirkungen beobachtet wurden, liegt für Kinder unter acht Jahren bei 0,1 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag [1]. Als Basis für die Bestimmung dieser Zufuhrmenge wurde das Auftreten von Zahnfluorose durch Fluorid-Zufuhr herangezogen.
Die höchste Dosis von Fluorid, die auch bei andauernder Aufnahme keine erkennbaren und messbaren negativen Auswirkungen hat, wurde für Erwachsene auf 10 Milligramm Fluorid festgesetzt.
Bei akuten Vergiftungen mit hohen Mengen Fluorid können Symptome wie Übelkeit (Nausea), Erbrechen (Emesis), Bauchschmerzen (abdominellen Beschwerden), Durchfall (Diarrhoe) und Krämpfe auftreten. Eine überhöhte Zufuhr kann bis zu einem Herzstillstand und Koma führen.
Zu Beschwerden des Magen-Darm-Traktes (Gastrointestinaltrakt) kam es ab Dosen von 0,4 bis 5 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht kommen [2]. Dies entspricht bei einem Körpergewicht von 70 kg einer Gesamtmenge von 28 bis 350 Milligramm. Als sicher tödliche Dosis für den Erwachsenen wird eine Menge von 5 bis 10 Gramm Fluorid (entspricht 5.000 bis 10.000 Milligramm) angegeben [1].
Der Fluorid-Gehalt des Trinkwassers ist einer der bedeutendsten Faktoren für die zugeführte Menge an Fluorid. In Deutschland ist der Fluorid-Gehalt des Trinkwassers gering und liegt in den meisten Regionen unter 0,3 Milligramm pro Liter [3].
Unerwünschte Effekte einer langfristig überhöhten Fluorid-Zufuhr betreffen v. a. das Skelett (Skelettfluorose bzw. erhöhte Frakturanfälligkeit) und die Zähne (Zahnfluorose). Der häufigste unerwünschte Effekt einer höheren Fluorid-Zufuhr ist die sog. Zahnfluorose. Dies sind symmetrische, meist bandförmige Flecken im Zahnschmelz der sich ausbildenden Zähne [3].
Dabei handelt es sich bei den milden Verlaufsformen allerdings nur um ein ästhetisches Problem von dem keine Gesundheitsgefährdung ausgeht. Da die Fluorid-Zufuhr neben einer gesunden Ernährung und ausreichender Mund- und Zahnhygiene zu den drei Eckpfeilern der Kariesprävention gehört wird eine milde Zahnfluorose zu Gunsten eines ausreichenden Kariesschutzes akzeptiert [1].
In Deutschland liegt die Krankheitshäufigkeit (Prävalenz) einer Zahnfluorose in Regionen mit einem Fluorid-Gehalt des Trinkwassers unter 0,3 Milligramm pro Liter bei 3 % der 6- bis 10-jährigen Kinder und in Regionen mit einem Fluorid-Gehalt des Trinkwassers von bis zu 1 Milligramm pro Liter bei ca. 9 % für Kinder von 10 bis 16 Jahren [2].
Die EFSA kommt zu dem Schluss, dass Mengen bis zu 0,1 Milligramm Fluorid pro Kilogramm Körpergewicht und Tag im Alter bis zu 8 Jahren zu keinen bleibenden Veränderungen des Zahnschmelzes führen. Dies entspricht bei einem Körpergewicht von 25 Kilogramm einer täglichen Fluorid-Menge von 2,5 Milligramm.
Unerwünschte Effekte einer langfristig überhöhten Fluorid-Zufuhr kann eine Skelettfluorose zur Folge haben. Diese beschreibt die Einlagerung von Fluorid in die Knochen verbunden mit einer Zunahme der Knochendichte bis hin zur Versteifung sowie Verdichtung des Gewebes.
Dabei verläuft die Skelettfluorose stufenweise. Zu Beginn ist die Skelettfluorose ist symptomlos und nur auf dem Röntgenbild zu erkennen. Mit zunehmendem Fluorid-Einbau in die Knochen aufgrund gesteigerter Zufuhr entwickeln sich Schmerzen der Gelenke bis zur Steifigkeit und Kalzifizierung. Eine klinische Skelettfluorose mit schwerem Verlauf ist durch Knochendeformitäten, Bewegungseinschränkungen und neurologische Symptome gekennzeichnet und ist in Industrienationen sehr selten. Die Skelettfluorose der Knochen ist bis zu einem gewissen Grad umkehrbar (reversibel), wenn die Fluorid-Zufuhr gestoppt wird.
Des Weiteren nimmt Fluorid eine besondere Rolle im Hinblick auf das Risiko für Knochenbrüche (Frakturrisiko) ein. Verglichen mit einer Aufnahme von 3,4 Milligramm Fluorid pro Tag war in einer chinesischen Studie das Frakturrisiko sowohl bei einer geringeren Fluorid-Aufnahme (0,7 Milligramm pro Tag) als auch bei einer erhöhten Fluorid-Aufnahme (14,1 Milligramm pro Tag) erhöht [2].
Die EFSA schlussfolgert, dass ab einer täglichen Fluorid-Zufuhr von 14 Milligramm das Risiko für Knochenbrüche signifikant erhöht ist. Diese Menge entspricht der doppelten sicheren Höchstmenge für Erwachsene und dem 4-fachen Wert der empfohlenen Tagesdosis.
Bundesinstitut für Risikobewertung: Domke A., Großklaus R., Niemann B., Przyrembel H., Richter K., Schmidt E., Weißenborn A., Wörner B., Ziegenhagen R. (Hrsg.); Verwendung von Mineralstoffen in Lebensmitteln – Toxikologische und ernährungsphysiologische Aspekte Teil 2.; BfR-Hausdruckerei Dahlem, 2004
Scientific Committee on Food (SCF) and Scientific Panel on Dietetic Products, Nutrition and Allergies (NDA) of EFSA; Tolerable Upper Intake Levels for Vitamins and Minerals, European Food Safety Authority 2006, ISBN: 92-9199-014-0
DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung), ÖGE (Österreichische Gesellschaft für Ernährung), SGE (Schweizer Gesellschaft für Ernährungsforschung), SVE (Schweizer Vereinigung für Ernährung) (Hrsg.); Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr; Umschau/Braus, Frankfurt a.M. 2000
Scientific Committee on Food (SCF) and Scientific Panel on Dietetic Products, Nutrition and Allergies (NDA) of EFSA; Summary of Tolerable Upper Intake Levels Upper Intake Levels for Vitamins and Minerals; Vol. 9, 2023
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