Die allgemeine Verfügbarkeit eines reichhaltigen, vollwertigen Lebensmittelangebots garantiert jedoch nicht immer eine ausreichende individuelle Zufuhr mit Makro- und Mikronährstoffen. Neben der Auswahl und Menge der Lebensmittel beeinflusst auch die Art der Speisenzubereitung die Zufuhr dieser Stoffe. Zudem kann ein individueller Mehrbedarf für Makro- und Mikronährstoffe bestehen.
Gründe für einen individuellen Mehrbedarf
Biographische Ursachen
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Genetische Faktoren
- Biochemische Individualität jedes Menschen. Die individuelle biochemische Ausstattung ist zum Teil genetisch bedingt, beispielsweise Resorptions-, Transport- und Enzymdefekte oder auch die verminderte Herstellung (Synthese) von Enzymen. Sie kann aber auch nachträglich entstehen z. B. in Folge von Krankheiten. Diese unterschiedliche Körperchemie führt zu individuellen Ernährungsbedürfnissen.
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Lebensphasen
Verhaltensbedingte Ursachen
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Ernährung
- Ernährungsweisen – Vegetarier, Veganer, Rohköstler
- Unregelmäßiges Essen und häufiges Auslassen von Mahlzeiten
- Einseitige Ernährungsgewohnheiten:
- Aufnahme hoher Energiemengen durch Fett, Eiweiß, Zucker und Alkohol → Übergewicht (Adipositas)
- geringer Verzehr von frischen Obst und Gemüse → es fehlt eine wichtige Quelle für Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und sekundären Pflanzenstoffen
- geringe Aufnahme von Ballaststoffen
- geringe Verzehr von probiotischen Lebensmitteln (z. B. milchsäurevergorenen Sauerkraut, Rote Beete, Salzgurken, Schnittbohnen, Dickmilch, Kefir und Joghurt)
- kein oder seltener Verzehr von Seefisch (Meeresfisch) → es fehlt eine wichtige Quelle für Omega-3-Fettsäuren (DHA, EPA), Jod
- vermehrte Aufnahme von "sauren" Lebensmitteln (wie beispielsweise Fleisch, Käse, Milch, Eier und Süßigkeiten) bzw. zu geringer Aufnahme von basischen Lebensmitteln (wie Gemüse und Obst) → Übersäuerung
- Kantinenessen – zu wenig frisches Obst und Gemüse sowie zu wenig Milch und Milchprodukte etc.
- Diäten, Fastenkuren
- Fehl- und Mangelernährung (insbesondere im Alter) – z. B. unausgewogene und unzureichende Nahrungsaufnahme; verminderte Enzymaktivität; gestörte Membranfunktionen und Transportvorgänge; Resorptionsstörungen → Untergewicht
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Genussmittelkonsum
- Nikotin (Tabakkonsum) → erhöhter Bedarf an Vitamin C, Vitamin E, Beta-Carotin und Folsäure durch erhöhte oxidative Belastung und verringerte Antioxidantien-Level.
- Alkohol → erhöhter Bedarf an Vitamin B1 (Thiamin), Vitamin B2 (Riboflavin), Vitamin B6 (Pyridoxin), Folsäure, Vitamin B12, Vitamin C, Zink, Magnesium und Kalium aufgrund des Abbaus im Stoffwechsel, Beeinträchtigung der Resorption und vermehrten Ausscheidung
- Koffein (enthalten in: Kaffee, Tee, Cola, Energy-Drinks, Guaraná, Mate, und in geringeren Mengen in Kakao) → erhöhter Bedarf an Kalium, Magnesium, Calcium und B-Vitaminen aufgrund der harntreibenden Wirkung und des Einflusses auf den Stoffwechsel
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Körperliche Aktivität
- Sportliche Aktivität und schwere körperliche Arbeit:
- erhöhter Energie- und Nährstoffbedarf, v. a. erhöhter Proteinbedarf von 1,2 bis 2,0 g/kg Körpergewicht, abhängig von Trainingsziel, -intensität und -umfang.
- Verlust von Elektrolyten durch starkes Schwitzen; Risiko für muskuläre Überlastungen und erhöhten Mikronährstoffbedarf
- gesteigerter Bedarf an Antioxidantien zur Reduktion von oxidativem Stress
- Freizeitaktivitäten mit hoher Belastung (z. B. Bergsteigen, Triathlon).
- Lange Trainingsphasen ohne ausreichende Regeneration → verstärkter oxidativer Stress
- Bedarf an schnellerer Regeneration nach Verletzungen oder Operationen
- Bewegungsmangel durch sitzende Tätigkeiten → Risiko für Muskelabbau und Stoffwechselveränderungen
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Beruflicher und emotionaler Stress
- Doppelbelastung durch Beruf und Haushalt → erhöhte körperliche und mentale Beanspruchung
- Schlafprobleme durch Dauerbelastung → Beeinträchtigte Regeneration von Körper und Geist; verminderte Synthese von Hormonen wie Melatonin und Serotonin; erhöhter Bedarf an Magnesium und Tryptophan
- Chronischer Stress → erhöhte Cortisol-Ausschüttung und gesteigerter Verbrauch von B-Vitaminen und Magnesium
- Monotone Arbeit oder hohe Anforderungen → chronische Erschöpfung/Müdigkeit (Fatigue)
- Zeitdruck und Multitasking → beeinträchtigte Essgewohnheiten (z. B. Mahlzeiten überspringen oder ungesunde Snacks)
- Emotionale Belastungen wie Mobbing, Konflikte oder familiäre Sorgen → vermehrte Ausschüttung von Stresshormonen
- Arbeiten in Schichtsystemen → gestörter Biorhythmus und beeinträchtigte Nährstoffaufnahme
- Häufige Reisen oder Jetlag → Belastung durch unregelmäßige Mahlzeiten und Zeitverschiebung
Krankheitsbedingte Ursachen sind nicht Bestandteil dieser Aufstellung!
*Makronährstoffe (Kohlenhydrate, Fette, Proteine (Eiweiße)) und Mikronährstoffe (Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente)